Leben mit den Pferden

Mein Anliegen ist, Pferdeverstand walten lassen bei der Unterbringung und der Erziehung unserer vierbeinigen Freunde (horsemanship).Seppi und Püppi auf der Weide

Artgerechte Unterbringung ermöglicht dem Tier viel Bewegung an frischer Luft in angenehmer Gesellschaft.
Weil ich gerade Tier geschrieben habe – auch wir Menschen sind Wirbeltiere, Lebewesen, Geschöpfe Gottes. Ich sehe keinen so großen Unterschied zwischen Mensch und Tier, weil wir angeblich vernunftbegabt sind und einen freien Willen haben. Wenn ich mich so umschaue ....

Empfehlung:

1.
Offenstall auf drei Seiten geschlossen, nach Osten offen
2. genügend großer, möglichst trockener Auslauf
3. mindestens 2 Pferde

Mit Erziehung meine ich eine Behandlung der mir anvertrauten Flucht- und Herdentiere, bei der ich mich in ihre Gedankenwelt versetze, ihre Sprache spreche. Mein Pferd soll sich bei mir so aufgehoben fühlen, als ob es in seinem Herdenverband wäre. Dadurch wird es auf Entspannung und Mitarbeit programmiert. Wenn ich auf dem Reitplatz mit Peitsche knalle, kommt mein freilaufendes Pferd sofort zu mir und sucht hier Sicherheit. Dieses Vertrauen muss ich mir allerdings jeden Tag von Neuem verdienen, indem ich meine Vertrauenswürdigkeit zeige.
Ich darf niemals Schwäche zeigen.Die kleinen Unbotmäßigkeiten meines Pferdes, die geeignet sind, mich zu überprüfen, sollte ich sofort erkennen und entsprechend erwidern (z. B. den kleinen Nasenstüber von hinten mit einem strengen Wort oder ein versuchtes Überholen beim Führen mit einem leichten Klaps auf die Brust mit dem Führstrick).
Pferde beim  Grasen Niemals darf eines meiner Pferde in den Offenstall, wenn ich darin arbeite oder gar beim Verteilen des Futters. So behandelt fühlt sich das Pferd bei mir gut aufgehoben. Es hat in diesem Falle niemals ein ungutes Gefühl, beherrscht zu werden, wie vielleicht wir Menschen. Im Gegenteil, es ist in Sicherheit (Herdentier).

Im anderen Falle müsste es seine kleinen Frechheiten steigern, um mich weiter zu prüfen. Reagiere ich nicht entsprechend, entscheidet das Pferd selbst und muss die Führung selber übernehmen mit allen daraus folgenden Konsequenzen, die dem nun beherrschten Besitzer wohl selten gefallen dürften. Das ist auch ein angeborener Trieb aus dem Herdenverhalten, der garantiert, dass immer der Stärkere den höheren Rang in der Hierarchie hat. Der Beste ist Leittier und hat auch die meiste Verantwortung.

Beim Reiten selbst sieht es dann etwa folgendermaßen aus. Ich bitte, mir kleine Übertreibungen zur Verdeutlichung des Gemeinten nachzusehen. Das gut erzogene Pferd erlebt das Zusammensein mit seinem Menschenfreund in der Sicherheit der Herde. Es (er)trägt ihn deshalb gern und arbeitet freudig mit. Das ist ihm mit dem Herdentrieb nämlich einprogrammiert sozusagen als Tribut für die Sicherheit. Da das Pferd die wesentlichen reiterlichen Übungen sowieso kann, braucht der Freund nur noch ein Verständigungssystem aufzubauen, um das Gewünschte abzurufen. Ich meine z. B. Schritt, Trab, Galopp oder auch Schenkelweichen, Schulter herein, Travers, Galoppwechsel oder was er sonst noch gern üben möchte.Winterfütterung im Wald

Das nicht vertrauende Pferd wird nur ungern wenn überhaupt einen Feind auf seinem Rücken dulden und auf die entsprechenden Zwangsmaßnahmen wird nun sein Fluchtinstinkt (>Flucht- und Herdentier) reagieren oder es muss so dressiert werden, dass sein Wille gänzlich gebrochen wird. Die erwähnten reiterlichen Übungen werden ihm durch mehr oder weniger mechanische Zwangsmaßnahmen abgepresst, dass ihnen Schwung und Anmut fehlen, muss ich wohl kaum noch erwähnen. Sicherheit in ungewöhnlichen Situationen möchte ich hier nicht garantieren. Das mag sich etwas kompliziert und nach viel Zeit- und Arbeitsaufwand anhören. Aber nutzen Sie doch die Zeit, die Sie sowieso mit Ihrem Pferd verbringen.,

Ich möchte mich nun besonders an die Pferdefreunde wenden, die ihre Pferde am Haus oder in der Nähe in einem Lauf- oder Offenstall halten. Viele von ihnen sind in der Situation, dass sie besonders im Winter fast nur am Wochenende Zeit zum Reiten haben, doch sie gehen mindestens einmal am Tag zum Stall zur Pflege und Fütterung.
Diese Zeit darf der kluge Halter nicht ungenutzt lassen. Wenn er sie nicht zur Erziehung seines Pferdes und für vertrauensbildende Maßnahmen nutzt, erreicht er oft das genaue Gegenteil. Ungezogene, respektlose Tiere sind das Ergebnis, die ihre Besitzer bei der Stallarbeit schubsen und behindern, beim Füttern drängeln, sich nur unwillig halftern (ich glaube das ist der Grund, warum so viele Pferde mit Halfter auf den Weiden laufen) und führen lassen. Wer will all die Unarten aufzählen!?
An einen entspannenden Ausritt am Wochenende möglichst noch mit vorausgehender Hängerfahrt ist hier wohl nicht zu denken. Und genau dieses entspannende Wochenende können Sie ohne zeitlichen Mehraufwand, während der wöchentlichen Routinearbeiten vorbereiten.
Pferd im Winter

So etwa sieht es dann aus:
Sie nähern sich Ihrem Stall. Die Pferde verlassen den Unterstand und treten freundlich zur Seite, wenn Sie mit der Karre vorbeimüssen. Sie können ungestört misten und das Futter verteilen. Dann sagen Sie: "Jeder auf seinen Platz!" und die lieben Tiere gehen fressen. Sie verlassen zufrieden schmunzelnd den Ort des Geschehens.
Müssen Sie Ihre Freunde von der Weide holen, kommen sie fröhlich wiehernd ans Gatter gesprungen, senken ihre Köpfe (als Zeichen der Entspannung und des Respekts – das sollten Sie unbedingt von ihnen fordern) und lassen sich halftern. Auf dem Wege zum Stall gehen sie ruhig am durchhängenden Strick hinter Ihnen.

Fohlen Schamana
Empfehlung:

1.

Schicken Sie Ihre Pferde stets aus dem Stall, wenn Sie misten und Futter verteilen. Zu Anfang müssen Sie evtl. absperren oder ab und zu mit dem Futtereimer poltern, drohen, schreien. Bald wird Ihre Maßnahme akzeptiert, denn „der Chef frisst immer zuerst". Sie können dieses Verhalten bei ihren eigenen Pferden beobachten.

2.
Füttern Sie Ihre Pferde nie aus der Hand! Damit erziehen Sie Ihr Pferd, den respektvollen Abstand Ihnen gegenüber zu unterschreiten. Es wird bald erwartungsvoll und respektlos an Ihren Taschen schnüffeln und stupsen. Sie selbst treten Ihrem Pferd dabei auch zu nahe. Wenn ich Ihnen eine Praline anbiete, nehme ich sie auch nicht direkt aus der Packung und stopfe sie Ihnen in den Mund.

3.
Gehen Sie im Beisein Ihrer Pferde immer auf dem kürzesten Wege von A nach B. Ein Stupser genügt, wenn ein Tier im Wege steht. Dem Leittier wird respektvoll Platz gemacht.

5.
Fordern Sie jedes Mal beim Halfter an- und ausziehen Ihr Pferd auf, den Kopf zu senken. Drücken Sie deutlich mit dem Daumen in die Gurtlage. Ihr Freund entspannt sich und bezeigt Ihnen Respekt. Nach einem halben Jahr brauch Sie nicht mehr dazu aufzufordern.

6.
Führen Sie Ihr Pferd, indem Sie es am durchhängenden Strick hinter sich hergehen lassen.

7.
Ich empfehle Ihnen die Bodenübungen von Pat Parelli.

Dies sind meine Erfahrungen, die ich in 20 Jahren mit der Haltung von sechs Vollblutarabern unter ihnen ein jetzt achtjähriger Hengst gemacht habe. Erwarten Sie nicht, dass jede Einzelheit auch genauso bei Ihren Pferden zutrifft. Genauso falsch wäre es aber zu sagen: „Mit meinen Pferden geht das nicht". Was Sie brauchen um dieses Vertrauensverhältnis zu ihren Tieren herzustellen ist:

Der brennende Wunsch, es zu erreichen

Zeit, (die sie sowieso aufwenden) und

Anleitung, wenn Sie mal nicht weiter wissen

(frei nach Bill Dorrance)
Auch Pferde ruhen sich gerne aus...

Ich würde gerne hören, was Sie für Erfahrungen gemacht haben. Schreiben Sie mir doch bitte oder stellen Sie ihre Fragen.

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